Auch dieses IMHO ist aus den Fragen und Problemen entstanden, die ich von Bogenplatznutzern gehört bzw. gesehen habe.
Ich stelle hier anscheinend eine Minderheitsmeinung dar.
Umso interessanter sollte aber meine Argumentation sein.
Vorbemerkungen
Gleich vorab: Bogenschießen ist keine Kraftmeierei. Es ist nicht der, der beste Bogenschütze, der den stärksten Bogen spannen kann, sondern der, der sein Ziel trifft.
Es heißt ja auch Bogenschießen, nicht Bogenspannen.
Da ich ja bekanntermaßen recht starke Bögen schieße, will ich gleich mal dieses Vorurteil (über mich?) ausräumen. Aber warum schieße ich solche „Monster“?
Zuallererst: Weil es mir Spaß macht! Ich bin von der Kraft dieser Bögen, Ihrer Reichweite und ihrer gutmütigen Präzision begeistert. Beim intuitiven Schießen haben sie erhebliche Vorteile. Doch dazu kommen wir noch. Denn diese Vorteile hat jeder stärkere Bogen gegenüber einem schwächeren. Also auch ein 25lbs-Bogen gegenüber einem 20lbs-Bogen.
Es gibt noch weitere Gründe: Historisches Interesse. Wie haben die legendären englischen Bogenschützen geschossen? Was konnten die, was nicht. Aber auch gesundheitlich hat mir die körperliche Herausforderung extrem gut getan. Gefühlt bin ich seit dem ich Kriegsbogen schieße nicht gealtert, sondern deutlich jünger, fitter geworden.
Und zu guter Letzt war der Anlass, dass ich vom Blankbogen auf Englischen Lang- und dann Kriegsbogen umgestiegen bin, die Suche nach einer neuen Herausforderung. Ein Englischer Kriegsbogen ist der am schwierigsten unter Kontrolle zu kriegende Bogen, von dem ich weiß.
Aber hier soll es nicht um Bögen mit dreistelligen lbs-Zahlen gehen. Das ist überhaupt nicht der Punkt. Ich will die Vorteile aufzeigen, warum jeder sich mehr bemühen sollte einen stärkeren Bogen zu schießen. Das gilt genauso auch bei der Steigerung von 25 auf 30 lbs.
Aber klar: Mehr hilft mehr (in diesem Fall).
Ich spreche hier übrigens über das Bogenschießen auf unbekannte Distanzen. Unter den Laborbedingungen eines Bogenplatzes ist der Vorteil eines stärkeren Bogens zwar deutlich kleiner – aber immer noch vorhanden.
Notwendig aber nicht hinreichend: Hohe Pfeilgeschwindigkeit
Alles beim Bogenschießen dient einer möglichst hohen Trefferquote.
Dazu muss man natürlich in aller ersten Linie erstmal präzise Schießen können. Trotzdem macht absolut jeder Schütze bei jedem Schuss Fehler. Der eine große, der andere kleine – aber niemand keine.
Das Bogenschießtraining dient vor allem dazu, diese Fehler konstant möglichst klein zu machen. Das ändert sich nie. Auch nicht durch die Nutzung von stärkeren Bögen.
Man kann aber nicht nur die Größe der Fehler minimieren, sondern auch deren Auswirkungen. Eine Möglichkeit dies zu erreichen ist eine möglichst flache Flugbahn des Pfeiles. Eine flache Flugbahn bedeutet einen schnelleren Pfeil. Ein schnellerer Pfeil ist kürzer in der Luft d.h. Wind und Wetter haben weniger Zeit den Pfeilflug zu beeinflussen. Und er hat sich schneller von den Fingern und dem Bogen gelöst. Das bedeutet, dass Lösefehler kleinere Auswirkungen haben, egal, ob die Ursache in der Zughand oder der Bogenhand liegt.
Diejenigen, die meinen Einführungskurs mitgemacht haben, kennen die Grafik/Animation, bei der die Vorteile einer möglichst flachen Flugbahn dargestellt werden. Sie macht deutlich, warum Fehler bei der Entfernungsabschätzung bei einem Pfeil mit flacher Flugbahn kleinere Auswirkungen in der vertikalen Treffergenauigkeit zur Folge haben. Dieser Unterschied ist gewaltig!
Gemeiner Weise wird das bei größeren Entfernungen immer wichtiger, da der Pfeil eine immer steilere ballistische Kurve fliegen muss. Ein Fehler bei der Entfernungseinschätzung von einem Meter bei einer Entfernung von 10 Meter ist quasi irrelevant, ein Meter Abweichung auf 50m entscheidet unter Umständen, ob man die Scheibe überhaupt noch trifft. Das gleiche gilt erst recht, wenn man 1m Fehler auf 10m und 5m Fehler auf 50m miteinander vergleicht (in beiden Fällen ein Fehler von 10%). Und wenn man jetzt noch bedenkt, dass die korrekte Entfernungsabschätzung auch noch immer schwerer wird, je weiter das Ziel weg ist, dann merkt man wohl, wie überragend wichtig das beim Schießen auf einem Parcours ist.
Also, die Pfeilgeschwindigkeit ist extrem wichtig. Man kann sie erhöhen, indem man
- möglichst leichte Pfeile (mit einem möglichst geringen Luftwiderstand) nutzt
- seinen Schießstil optimiert (Auszugslänge, Geschwindigkeit des Lösens, Steifigkeit des Körpers)
- effizientere Wurfarme nutzt (Carbon vs. Holz, Recurve vs. Langbogen)
- intuitiv schießt und dadurch 5. ermöglicht
- die Zugkraft des Bogens erhöht (nicht nur durch 4.).
Zunächst fällt auf, dass keines der oben genannten Dinge die anderen ausschließt. Man kann also grundsätzlich an all diesen Stellschrauben drehen. Aber fast all diese Stellschrauben haben nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile. Die Auswirkungen auf die Pfeilgeschwindigkeiten sind auch unterschiedlich groß.
Zu 1.: Auf leichte Pfeile zu setzen ist weit verbreitet und sehr beliebt. Das ist sozusagen der Standard-Lösungsansatz, weil er anscheinend ohne Anstrengung des Schützen Abhilfe verspricht. Aber leichte Pfeile haben erhebliche Nachteile:
- Die Pfeile nehmen nur sehr wenig Energie auf und werden sehr schnell durch den Luftwiderstand abgebremst. Bei größeren Entfernungen kann man das deutlich an einem „herunterfallen“ des Pfeiles erkennen. Das bedeutet, dass bei größeren Entfernungen (also genau dann, wenn es ausschlaggebend ist) leichte Pfeile wieder zu langsam sind und keinerlei Vorteile mehr haben, sogar oft in einem steileren Winkel aufs Ziel treffen, als ein schwerer Pfeil, dessen Abschussgeschwindigkeit geringer war.
Zwar kann man den Luftwiderstand durch Nutzung besonders kleiner Federn verkleinern, allerdings bringt das ebenfalls eine ganz erhebliche Erhöhung der Ungenauigkeit mit sich. - Sie folgen wegen ihrer geringen Masse sehr stark jedem Lösefehler. Noch verstärkt, wenn man sehr kleine Federn benutzt.
- Sie sind sehr windanfällig und haben einen sehr unruhigen Pfeilflug.
Fazit: Leichte Pfeile sind keine besonders gute Idee und höchstens für sehr kurze Entfernungen zu empfehlen.
Der Mainstream der Pfeile, die man kaufen kann verfolgen genau diesen Ansatz: Möglichst leicht mit möglichst kleinen Federn. Ich halte davon gar nichts.
Zu 2.: Das Optimieren des Schießstils ist immer gut. Die Auswirkungen von einer besseren Lösetechnik oder einer Erhöhung der Körpersteifigkeit ist zwar deutlich aber dringt nicht in neue Sphären vor. Die Erhöhung der Auszugslänge bringt da bei weitem das meiste und ist ein sehr effizientes Mittel, die Flugkurve abzuflachen.
Intuitive Schützen haben hier den Vorteil, dass sie nicht darauf angewiesen sind ihr Auge über dem Pfeil zu halten. Sie können den Bogen deutlich weiter ausziehen, da der Pfeil nicht mehr unter dem zielenden Auge (oder nahe bei) sein muss. Beim mittelalterlichen Schießen wird die Sehne bis zum Ohr gezogen. Beim orientalischen Schießen zum Teil noch darüber hinaus (bis zur Schulter des Zugarms).
Zu 3. Gegen effizientere Wurfarme spricht zunächst nichts – außer dass sie deutlich teurer sind und nicht sooo viel bringen. Bei Recurves sollte man aber auch nicht vergessen, dass sie einen Tick unpräziser sind als Langbogenwurfarme (dafür aber schneller). Was da im Endeffekt besser ist, kann ich nicht beurteilen. Das hängt wohl auch von der Art und Größe der Lösefehler jedes einzelnen Schützen ab. Ich vermute, der Vorteil der höheren Pfeilgeschwindigkeit des Recurves überwiegt meistens. Das ist aber nur ein Bauchgefühl. Die unterschiedliche Qualität ansonsten gleichartiger Wurfarme führt nur in einem recht begrenzten Rahmen zu einer Geschwindigkeitserhöhung.
Zu 4.: Durch das intuitive Schießen erspart man sich das mehrere Sekunden lange Zielen bei voll ausgezogenen Bogen. Dieses Zielen ist extrem kräftezehrend. Beim intuitives Schießen schießt man im Idealfall in einer einzigen flüssigen Bewegung. Dadurch sind viel höhere Zugstärken ohne eine erhöhte Anstrengung möglich. Der Unterschied ist wirklich massiv: Im fitten Zustand schieße ich einen 100lbs Kriegsbogen locker intuitiv, fange aber bei meinem 35lbs Blankbogen nach ein paar Sekunden zu langem Zielen an zu zittern. – Also wenn das kein deutlicher Unterschied ist…
Zu 5.: Die Zugkraft des Bogens zu erhöhen hat ein natürliches Limit erst an der Stelle, bei der man nicht mehr in der Lage ist, den Bogen unter Kontrolle zu halten. Bis dahin ist dies jedoch in zwei Richtungen das effizienteste Mittel, die Präzision zu erhöhen: Der Pfeil wird schneller und schwerer. (Zu leichte Pfeile zerstören die Wurfarme sehr schnell, weil alle Energie im Bogen bleibt und nicht auf den Pfeil übertragen wird. Daher muss auch der Pfeil schwerer werden).
Die Auswirkungen auf die Pfeilgeschwindigkeit hängt natürlich von der Steigerung der Zugkraft ab. Ein schneller und schwerer Pfeil trägt viel Energie mit sich und verliert sie während des Fluges kaum noch. Selbst wenn er sehr große Federn hat. Er ist deshalb sehr stabil im Flug, verzeiht Lösefehler und trägt weit. Insbesonders bei Entfernungen, bei den der Pfeil eine bemerkenswerte ballistische Kurve fliegt, ist die Berechenbarkeit und Zielgenauigkeit eines solchen Pfeiles nicht zu vergleichen.
Den Punkt bei dem man die Kontrolle über den Bogen verliert, kann man allerdings durch Übung und die richtige Technik beim Spannen des Bogens weit hinaus schieben – mehr als man es für möglich halten würde. (siehe Kurs: Mittelalterliches Bogenschießen).
Wer mir das nicht glaubt, dem kann ich das gerne vorführen.
Da geht bei jedem mehr!
Viele Bogenschützen schießen aber Bögen, die für sie eigentlich zu schwach sind. Sie könnten locker, ohne irgendwelche Änderungen an ihren Schießstil vornehmen zu müssen, 5 bis 10lbs mehr schießen. Sie tun es nicht, weil sie die Kosten für einen neuen Bogen oder neue Wurfarme scheuen (ggf. plus neuer Pfeile) oder weil ihnen der Vorteil, den sie hätten nicht bewusst oder egal ist.
Ein stärkerer Bogen plus intuitives Schießen ermöglicht es, bei gleicher Pfeilgeschwindigkeit schwerere Pfeile zu schießen oder bei etwas leichteren Pfeilen eine höhere Geschwindigkeit zu erreichen, die die Pfeile auch bis zum Ziel beibehalten.
Bei meinem 100lbs Bogen sieht das so aus, dass die Pfeile, mit denen ich auf einen Parcours gehe, etwa 185 km/h Geschwindigkeit haben. Sie haben ein Gewicht von etwa 800 Grain mit sehr großen Federn, die aber den Pfeil, dank dessen hoher Masse, kaum abbremsen, aber die Präzision weiter erhöhen. (Gemessene Aufschlaggeschwindigkeit nach 70m: ca. 181 km/h)
Mein Blankbogen (35lbs) hat mit 380 Grain-Pfeilen eine Abschussgeschwindigkeit von ca. 175 km/h. Das ist so auch der übliche Geschwindigkeitsbereich. Aufschlagsgeschwindigkeit kenne ich nicht.
(Alle Werte aus sehr alten Messungen aus dem Gedächtnis, daher ohne Gewähr)
Weitere Argumente für einen stärkeren Bogen
- Bei einem Bogen mit größerer Zugkraft nehmen (gleich große) Lösefehler weniger Einfluss auf die Bewegung der Sehne (und damit des Pfeiles), da jeder Lösefehler gegen die Kraft des Bogens ankämpfen muss. Der Bogen biegt das quasi wieder gerade.
Man kann natürlich argumentieren, dass ein stärkerer Bogen auch größere Lösefehler auslöst. Das ist jedoch erst dann der Fall, wenn man den Bogen nicht mehr unter Kontrolle hat. Dann ist er aber eben zu stark und nicht optimal stark. - Aus dem gleichen Grund ist die S-förmige Bewegung der Sehne, die für das Archers-Paradox sorgt, flacher. Das bedeutet, dass die Bedeutung des korrekten Spinewertes für einen geraden Pfeilflug abnimmt. Auch hier endet das damit, dass eine höhere Fehlertoleranz gegenüber Lösefehler, ungleichmäßigen Auszug etc. entsteht.
- Wind und Wetter üben während des Pfeilfluges Kräfte auf den Pfeil aus, die den Pfeil abzulenken versuchen. Je höher die Energie ist ,die der Pfeil mit sich trägt, umso höher muss auch die Energie sein, die nötig ist, um den Pfeil aus der Bahn zu werfen.
Ich kann tatsächlich bei meinem Kriegsbogen deutlich besser eine konstante Abschussgeschwindkeit halten, als bei meinem Blankbogen. Das ist eine Voraussetzung, dass man eine hohe vertikale Treffergenauigkeit hat. Die Andere ist ein korrekter Abschusswinkel. Doch bei einer flachen Flugbahn hat hier ein Fehler ebenfalls kleinere Auswirkungen.
Schießtechnik: Tipps und Tricks
Der Umstieg auf das Intuitive Schießen ist natürlich maximaler Lernaufwand über mehrere Jahre und hat nicht nur Vorteile. Generell kann man das nicht so ohne weiteres empfehlen. Wer aber schon intuitiv schießt und sich nicht gleich einen neuen Bogen/neue Wurfarme anschaffen will, für den habe ich folgende Tipps (ein paar der Tricks sind auch für System-Schützen nützlich):
- Der hintere Fuß weiter nach hinten setzen (also leicht vom Ziel abgewandt stehen). Das sorgt automatisch dafür, dass der Bogen weiter gespannt wird (die Drehung zum Ziel nicht mit dem Körper z.B. Hüfte, sondern nur mit den Schultern/Armen durchführen) – Aber Obacht: Die Drehung sollte immer gleich stark sein.
- Ankerpunkt möglichst weit nach hinten verlagern. Sehne nicht nur an die Nasenspitze, oder Mundwinkel, sondern an die Wange oder folgende Tipps beherzigen:
- Grundsätzlich kann man durch ein Verlassen der modernen Zugtechnik deutlich stärkere Bögen schießen:
Bei der modernen Zugtechnik wird der Bogen lediglich vom Zugarm gespannt. Der Ellenbogen bewegt sich dabei auf gleicher Höhe horizontal nach hinten. Dabei wird im wesentlichen nur die obere Schultermuskulatur des Zugarms zum Spannen eingesetzt. Es ist weder die gegenüberliegende Seite (die Seite des Bogenarms) beteiligt, noch der Rest der Rückenmuskulatur (außer zur Aufrechterhaltung der Körper-/Gegenspannung). Die wirklich starken großen Rückenmuskeln machen quasi nichts. So kann man in der Tat keine stärkeren Bögen spannen.
Etwas besser geht es bereits, wenn man den Ellbogen des Zugarms nicht in einer geraden, sondern einer runden Bewegung nach hinten bewegt. Symmetrisch kann sich der Bogenarm dabei von oben nach unten bewegen (rituell stark übertrieben ist das ansatzweise beim Kyodo-Schießen zu sehen, der Ursprünge dieser Zugtechnik liegen historisch ebenfalls im ziehen starker Bögen). So hat man erstens, wenigstens ein wenig die große Rückenmuskulatur beteiligt und fängt an auch die Kraft des Bogenarms (nicht nur des Zugarms) zum Spannen des Bogens zu nutzen.
Und schwupps: Schon kann man einen deutlich stärkeren Bogen schießen und merkt davon nicht einmal was. Aber das ist noch lange kein mittelalterliches Bogenschießen. Denn im Vollauszug sind es doch wieder nur die Schultermuskeln, die den Bogen gespannt halten müssen. - Mittelalterliches Bogenschießen ermöglicht zusätzlich eine Erhöhung der Auszugslänge um ca. 4 bis 5 Zoll und nutzt weitere Muskelgruppen bzw. setzt diese effizienter ein, um noch stärkere Bögen spannen zu können (ohne die Kontrolle über sie zu verlieren). Auch im Vollauszug ist die große Rückenmuskulatur maßgeblich beteiligt.
Insgesamt ist diese Art zu schießen, zwar deutlich anspruchsvoller im Bewegungsablauf als der moderne Stil, belohnt wird der Aufwand aber mit ganz anderen Dimensionen des Bogenschießens. - Die orientalische Daumentechnik (von der ich ein immer größerer Fan werde, da folgt bestimmt noch ein IMHO) bringt unmittelbar (bei gleichem Ankerpunkt!!!) eine Erhöhung der Auszugslänge um 2 bis 3 Zoll.
Allerdings muss dann der Pfeil auch auf die andere Seite des Bogen (Daumenseite) abgelegt werden(wegen Archers Paradox <- Sehenswertes Video!). Dh. vorhandene Bögen mit Bogenfenster und Pfeilauflage können nicht mehr weiter genutzt werden, denn Rechtshänder schießen dann einen Linkshänderbogen.
Entgegen der üblichen Meinung, kann man übrigens sehr wohl auch als System-Schütze über die Pfeilspitze zielen und treffen, wenn man mit Daumentechnik schießt. Ich habe das unter Zeugen mit einem Linkshänder-Blankbogen spontan selbst ausprobiert und es hat auf Anhieb geklappt (gleich erster Schuss auf 20m ins Gold). (Stringwalking, ist aber sicherlich nicht so ohne weiteres genau genug übertragbar – da müsste man sich wohl mehr als 5 Minuten mit der Sache beschäftigen – könnte sich aber zu lohnen)
Und obwohl ich mit der Daumentechnik gerade erst anfange, habe ich schon jetzt das Gefühl, dass sie präziser ist. Aber das hier nur am Rande. - In Kombination (MA-Bogenschießen und Daumentechnik) bringt das bis zu 8 Zoll Auszug mehr!!! Das sind etwa 20cm! Das allein ist gewaltig! Dazu kommt noch die mögliche Erhöhung des Zuggewichtes. Beides hat dramatische Auswirkungen auf die Pfeilgeschwindigkeit mit den genannten Vorteilen.
Einen längeren Auszug muss aber auch der Bogen mitmachen! Vorsicht: Bei den meisten Bögen ist bei 28-30 Zoll Auszug Schluss. Auch die meisten Pfeilschäfte gibt es nur bis zu einer maximalen Pfeillänge von 32 Zoll. Reiterbögen und (anständige) englische Langbögen vertragen immer 32 Zoll.
Fazit
Begrenzend ist natürlich immer die Beherrschung des Bogens. Ohne diese nutzt eine Erhöhung der Zugkraft nichts – sie schadet eher. Dabei hilft es, auch seinen Schießstil so anzupassen, dass Bögen mit höherer Zugkraft geschossen werden können. Dabei gibt es zahlreiche Tricks.
Man darf natürlich auch nicht vergessen, dass jede Änderung des gewohnten Schießstils zunächst mit einer deutlich schlechteren Trefferquote bestraft wird. Da braucht man etwas Training, bis die Änderung in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Noch mal: Es geht hier nicht darum, Kriegsbögen schießen zu können. Es hilft auch schon, wenn man seine effektive Zugkraft von 25 auf 30 oder 35lbs steigern kann.
Bei diesen Bogenstärken ist der Vorteil sogar besonders groß, da er es erst ermöglicht turnierübliche Reichweiten (bis 50m beim Blankbogen oder bei 3D-Turnieren) zu erreichen. Der Nullpunkt meines Blankbogens liegt bei meinen besseren Pfeilen bei exakt 50m im Untergriff.
Es ist sogar so, dass man bessere Pfeilschäfte mit Schraubspitzen erst ab einer Bogenstärke von etwa 30lbs sinnvoll nutzen kann, da sie sonst zu steif bzw. zu lang wären oder eine zu schwere Spitze bräuchten.
Der Lohn dieser Anpassung ist eine deutliche Steigerung der vertikalen Treffergenauigkeit durch eine Verkleinerung des Lösefehlers und der Abflachung der Flugbahn.
Die Horizontale Treffergenauigkeit wird, ebenfalls wegen der kleineren Auswirkung von Lösefehlern und ggf. weniger windanfälligen Pfeilen ebenfalls positiv beeinflusst. Jedenfalls bis zu dem Augenblick, bei dem man die Kontrolle über den Bogen verliert, weil er zu stark wird.
Da ich aus eigener Erfahrung den Unterschied immer wieder erlebe, wenn ich unterschiedlich starke Bögen schieße, kann ich nur betonen, wie groß der Unterschied besonders (aber nicht nur) bei größeren Entfernungen ist. Auch weiß ich aus eigener Erfahrung, wie die Situation kippt, wenn der Bogen zu stark wird.
Die Kunst ist, wie beim Bogenschießen so oft, den optimalen Punkt zu finden. Leider bleiben die meisten Bogenschützen da weit unter ihren Möglichkeiten.